Animation

Aus IFM
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ein kurzer Überblick über Animation und Trick im Film

Natalie Gravenor

Animation ist die Manipulation von realen Bildern durch sogenanntes Stop Motion, d.h. minimale Änderung von Einzelbild zu Einzelbild, um eine Bewegung oder Entwicklung darzustellen, und die Erzeugung nicht realer Bildwelten durch Zeichnung (Zeichentrick), Stop-Motion-Animation von Objekten wie Puppen und Marionetten, direkte Farb-, Druck- oder Kratzeinwirkung auf das Filmmaterial. Auch wird die Manipulation von Zeit durch extremen Zeitraffer oder Zeitlupe als Variationen der Animation verstanden.

Animation im Film erfüllte eine Vielfalt von Funktionen. Im Lehr- und Kulturfilm dient Animation der Veranschaulichung von abstrakten Prozessen und Sachverhalten (als eine Art bewegtes Diagramm). In narrativen Filmen werden mittels Animation Figuren zum Leben erweckt, die jenseits des naturalistischen menschlichen Spiels agieren (z.B. Tiere, Fantasiewesen) und räumlich und zeitliche ferne Welten erzeugt, die mitunter nicht den physikalischen Gesetzen der Erde folgen. Auch Filme, in denen klassische Narration nicht in Vordergrund steht, experimentierten Filmkünstler*innen mit verschiedenen Formen der Animation, um Grenzen der Wahrnehmung und innere Zustände auszuloten.

Nachfolgend ausgewählte Beispiele für verschiedene Animationstechniken.


Le magicien (F 1898, Regie: Georges Méliès)

Dieser Kurzfilm des Animationspioniers Georges Méliès gilt als Geburtsstunde der Stop Motion.


Le voyage dans la Lune (F 1902, Regie: Georges Méliès) Wiederentdeckte viragierte Version mit neu komponierter Musik von AIR

Méliès' Meisterwerk gilt als erster Science Fiction Film und ist ein frühes Beispiel für aufwändiges Set Design, Handkolorierung und auch Animation, die auch später in der Filmgeschichte die Darstellung von Weltraumreisen und fernen Planeten unterstützen wird.


Ballet Mécanique (F 1924, Regie: Fernand Léger, Mitarbeit: Man Ray und Ezra Pound; Musik: George Antheil)

Der dadaistische Film erzielte Animationseffekte auch mit ausgefallenen Kombinationen von Aufnahmeperspektive und Kamerabewegung sowie durch die Verwendung eines Prismas.


Anemic Cinema (F 1926, Regie: Rrose Sélavy, d.i. Marcel Duchamp)

Beispiel für die abstrakte Animation von kreisenden Formen und Schrift.


Direct Films von Len Lye (GB/Neuseeland 1935-37)

Der neuseeländische Künstler Len Lye hat farbige geometrische Formen direkt auf den Filmstreifen gemalt oder eingekratzt, um Animationswirkungen zu erzielen. Dieser Clip besteht aus Ausschnitten seiner Filme "A Colour Box" (1935), "Kaleidoscope" (1935" und "Colour Flight" (1937). Die vollständige Filme und weitere Werke von Lye sind bspw. [hier][1] zu sehen.


Die Abenteuer des Prinzen Achmed (D 1926, Regie: Lotte Reininger) Ausschnitt mit neu komponierter Filmmusik

Der auf Scherenschnitt basierte "Die Reisen des Prinzen Achmed" ist der älteste noch erhaltene abendfüllende Animationsfilm.


Steamboat Willie (USA 1928, Regie: Ub Iwerks, Walt Disney)

Der erste Filmauftritt von Mickey Mouse.


Snow White and the Seven Dwarfs (USA 1937, Regie: David Hand, William Cottrell, Wilfred Jackson, Larry Morey, Perce Pearce, Ben Sharpsteen)

Auch aus dem Hause Disney, der erste abendfüllende animierte Tonfilm.


Neighbours (Kanada 1952, Regie: Norman McLaren)

Norman McLaren animierte mit Einzelbildschaltung (Pixilation) Objekte und auch die Darsteller, wodurch ein anti-naturalistischer, comichafter Effekt entstand, der in Spannungsverhältnis zu den Realfilmelementen steht.


Ruka (Die Hand) (CSSR 1965, Regie: Jiri Trnka)

Puppentrickfilm und politische Allegorie.


Lapsis (USA 1966, Regie: James Whitney)

Frühes Beispiel für Computeranimation.


American Pop (USA 1981, Regie: Ralph Bakshi)

Ralph Bakshi, dessen Verfilmung von Robert Crumbs Comic "Fritz the Cat" (1972) der erste nicht jugendfreie abendfüllende Animationsfilm war, hat bei "American Pop" Animationstechniken wie Rotoskopie mit surrealen Zeichentrickmomenten, Realfilm und Archivmaterial kombiniert. "American Pop" erzählt die Geschichte einer jüdischen Einwandererfamilie als Saga der Entstehung der Popmusik von Jazz bis Rock.


Waking Life (USA 2001, Regie: Richard Linklater)

Wie Bakshi hat Richard Linklater (in Zusammenarbeit mit Tommy Pallotta) das Rotoskopie-Verfahren angewandt, d.h. dadurch Realaufnahmen abgepaust und verfremdet. Ein weiterer Film von Linklater und Pallotta in dieser Animationstechnik ist die Verfilmung von Philip K. Dicks Science Fiction Roman "A Scanner Darkly" (2006). In beiden Filmen geht es um Wahrnehmung, Realitätsebenen und Fremdsteuerung, was visuell durch das Rotoskopie-Verfahren unterstrichen wird.


Tron (USA 1982, Regie: Steven Lisberger)

Die Geschichte spielt in der Welt von Hackern und digitalen Paralleluniversen. Folgerichtig kommen in der Disney-Produktion "Tron" erstmalig längere computeranimierte Sequenzen in einem Spielfilm zum Einsatz.


Akira (Japan 1988, Regie: Katsuhiro Otomo)

Die Verfilmung des gleichnamigen dystopischen Mangas (und wiederum Inspiration für drei Videospiele) gilt als einer der besten Anime-Filme, der dieses Animationsgenre auch im Westen popularisiert hat.


Toy Story (USA 1995, Regie: John Lasseter)

"Toy Story" war der erste Langfilm des bahnbrechenden Animationsstudios Pixar, das mit State of the Art 3D Computeranimation den Familienfilm modernisierte. Die Technik ist nie Selbstzweck, sondern steht immer im Dienst des Storytellings und der Entwicklung von witzig-liebenswürdigen Figuren.


Happy Feet (Australien/USA 2006, Regie: George Miller)

Mit dem Motion Capture-Verfahren wollte Regisseur George Miller (der sich auch für die Mad-Max-Filme verantwortlich zeichnet, zuletzt das bildgewaltige Ökoepos Fury Road von 2015) den Pinguinprotagonisten von "Happy Feet" ein hohes Maß an Naturalismus verleihen bei gleichzeitig stark ausgeprägter Anthropomorphisierung der Tiere. Diese Vermenschlichung von Tieren ist auch Merkmal eines früheren Erfolgsfilmes von Miller: "Ein Schweinchen namens Babe" wurde dargestellt von einem realen Ferkel und einem durch Animatronics konstruierten Figur für die menschenähnliche Mimik, vor allem das sich zum Sprechen bewegende Maul.